Als Personalerin und Business Coach führte ich Gespräche mit vielen Menschen, die auf unterschiedliche Art und Weise unzufrieden im Job waren. Der eine wünschte sich den nächsten Karriereschritt, die andere mehr Zeit für den Sport und Familie und der nächste einen gänzlich anderen Job. Wieder andere bewegten sich in einer gefährlichen Spirale aus Pflichtbewusstsein, Perfektionismus und Selbstdisziplin auf die totale Erschöpfung zu. Mein Job war es zuzuhören und Wege für diese Menschen zu finden, Ihr Leben wieder ins Lot zu bringen. Dann traf es mich selbst, ohne jede Warnung, ohne dass ich jemals damit rechnete, war ich doch zufrieden mit dem was ich tat.

Ich arbeitete mehr als 40 Stunden die Woche und eilte dann zu meinen späten Abendvorlesungen in die Uni. In dem Moment als es passierte, saß ich gerade in einer Vorlesung. Ich sah die Lippenbewegungen des Dozenten und nur dumpfe Töne kamen bei mir an. Es war so als hätte jemand den Stecker gezogen. Ich ging zum Arzt und nahm das erste Mal von anderen Hilfe an. Für die nächsten sechs Wochen bekam ich absolute Ruhe mit viel Schlaf und Spaziergänge in der Natur verschrieben. Meine Energiereserven waren bis aufs Letzte aufgebraucht. Ich musste an meinem Leben etwas ändern. Ich kündigte damals meinen Job, reiste nach Sardinien und durch Bali und beschäftigte mich intensiver mit dem Yoga und versuchte zu verstehen, was mit mir geschehen war und wie ich eine Wiederholung vermeiden kann. Die Ursache ist meist ein Ungleichgewicht zwischen unseren Lebensbereichen, zwischen Arbeit, Freizeit, Kindererziehung und Partnerschaft. Kommt ein Bereich zu Kurz schleicht sich unbewusst Unzufriedenheit ein, man versucht es zu kompensieren, vernachlässigt andere Bereiche und der Kreislauf beginnt. Die Regenerationsfähigkeit sinkt und im schlimmsten Fall enden wir im Burn-Out.

Schützen wir uns davor! Ganz bewusst das Gleichgewicht zu halten verlangt Aufmerksamkeit und Achtsamkeit, jeden Tag. Neben der regelmäßigen Yogapraxis hilft die Unvollkommenheit. Dafür steht auch der nicht vollendete Kreis des Enso.

Schon der Versuch als Mutter, Frau, Unternehmerin und Yogalehrerin perfekt zu sein, muss scheitern. Ich werde oft gefragt, wie ich all das schaffe. Meine Antwort: „Ich versuche es jeden Tag neu. Mal gelingt es, mal nicht!“ … und das ist auch gut so. Natürlich erfordert das Spannungsdreieck als Mutter, Yogalehrerin und Unternehmerin einiges an Selbstdisziplin. Mit zunehmendem Alter habe ich gelernt, dass ich dann zufrieden und langfristig belastbar bin, wenn die mir wichtigen Lebensbereiche „gut ausbalanciert“ sind und habe Abstand davon genommen, überall vollkommen sein zu wollen. Wenn die Bodenflusen wie im Western durch die Wohnung rollen, na und, heute habe ich keine Kraft mehr. Wenn man in der Meditation einschläft, weil der Kleine hundert mal abends aus dem Bett klettert, dann ist das auch ok. Nichts muss perfekt sein.

Zeit für uns müssen wir uns nehmen und es gibt sie ja die „versteckte“ Zeit, wenn man den Fernseher in den Keller steckt und das Smartphone ausmacht.

Hier ein paar Dinge, die mir helfen, im Leben Balance zu finden.

– Übt so oft Ihr könnt Yoga und meditiert regelmäßig, sich selbst auch nur 5 Minuten in Stille zu begegnen, kann Wunder bewirken. Yoga und Meditation lassen sich auch wunderbar am späten Morgen oder abends (wenn die Kinder im Bett sind) üben
–  Werdet Euch über Eure Ziele im Leben klar und fragt Euch, welchen Preis bin ich wirklich bereit dafür zu zahlen?
–  Geht beruflich Euren Wünschen/ Interessen nach, insbesondere Mütter sollten die wenig verbleibende Zeit nutzen, um sich dem zu widmen, was Ihnen wirklich Spaß macht und Energie gibt
–  Löst Euch von Idealen und Bildern und bleibt offen für Neues
–  Auch kleine (Fort-) Schritte machen glücklich, es muss nicht immer die ganz große Nummer sein
…dann finden wir tatsächlich Wege und genügend Zeit für die Umsetzung oder Verschiebung unserer Zeit in andere Bereiche. Wenn das alles nicht hilft, dann stellt Euch die Frage: „Was genau in meinem Leben ist tatsächlich so wichtig, dass ich mir meine Wünsche und Ziele deshalb nicht erfülle?“

„Es ist nicht wenig Zeit, die wir haben, sondern es ist viel Zeit, die wir nicht nutzen.“ ( Lucius Annaeus Seneca)

In diesem Sinne wünsche ich Euch viel Spaß beim Innehalten und Reflektieren und dass Ihr die Zeit für die richtigen Dinge nutzt: die für Euch wirklich wichtig sind!

Füsun Folger

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