Durchblick im Dschungel der Yogalehrer-Ausbildungen (Ein Leitfaden)

In unserer komplexen Zeit nimmt die Sehnsucht nach Einfachheit und einer  bewussten Lebensweise zu. Immer mehr Menschen finden aus diesem Grund zum  Yoga und möchten es in ihr Leben integrieren. Darum erfreut sich der Beruf des  Yogalehrers in Deutschland einer wachsenden Beliebtheit. Um das Yoga zeitgemäß,  verständlich zu vermitteln, sind qualifizierte, einfühlsame Yogalehrer von großer  Bedeutung. Doch Yogalehrer ist bisher keine geschützte Berufsbezeichnung, es  bedarf keiner Zertifizierung – es darf sich also grundsätzlich jeder  Yogalehrer nennen und seine Leistung anbieten. Von daher kann auch jedes  Yogastudio Yogalehrer ausbilden, was natürlich zu einem unüberschaubaren  Angebot führt. Interessenten fällt es oft schwer gute Ausbildungen und das für sie  richtige Studio zu finden.  

Yogalehrer zu sein, ist eine verantwortungsvolle Aufgabe. Denn was der Lehrer  vermittelt, wird von den Schülern als DAS YOGA verstanden und weitergetragen.  Aus diesem Grund haben sich im Laufe der Zeit in Deutschland einige Verbände  gegründet, die Mindeststandards für die Ausbildung vorgeben, wie z.B. die  Stundenanzahl für die verschiedenen Themen der Yogaausbildung (wie etwa Yoga  Philosophie, Unterrichtsgestaltung, Übungspraxis, Anatomie etc.). Außerdem  bestimmen diese Standards auch die Qualifikation der Ausbildungsleiter/innen.  

Um nur ein paar deutsche Verbände zu nennen: 

1. BfdY (Berufsverband für deutsche Yogalehrer e.V.)  

2. BDY (Berufsverband der Yogalehrenden in Deutschland) 

3. DYG Deutsche Yogagesellschaft e.V. 

International wird der Standard für Ausbildungen durch die amerikanische Yoga  Alliance gesetzt. Wenn Du also Yogalehrer/in auf Bali werden möchtest, empfiehlt  sich eine Ausbildung nach internationalen Standards. Für die Qualität der Ausbildung  ist die Mitgliedschaft in einen der Verbände aber nicht entscheidend, da viele gute  Ausbildungsstudios auf Grund der hohen Jahresgebühren nicht Mitglied in einem  Verband sind.  

Für die Anerkennung bei den Krankenkassen, zum Unterrichten von  Krankenkassenyogakursen, genügt eine lange Ausbildungsdauer allein nicht aus.  Grundsätzlich erkennen sie Ausbildungen über 2 Jahre und 500 Unterrichtseinheiten  an, die inhaltlich ihre vorgegebenen Mindeststandards erfüllen.  

Die Ausbildungen bei den Verbänden dauern in der Regel 2 bis 3 Jahre. Einige  Studios bieten aber auch kürzere Ausbildungszeiten an, teilweise in wenigen  Wochen, wobei eine so kurze Ausbildungszeit kritisch zu sehen ist, da der Weg zum  Yogalehrer doch ein längerer Prozess ist.  

Ganz egal, ob Du Dich für eine 100h, 200h, 300h, 500h Yogalehrer-Ausbildung  interessierst. Eine Yogalehrer-Ausbildung ist eine tiefe, intensive Erfahrung. Viel  wichtiger ist daher, die Ausbildung an einem Ort zu machen, dem Du vertraust und 

wo Du Dich gut aufgehoben fühlst. Die meisten angehenden Yogalehrer haben  sicherlich selbst längere Zeit als Schüler Yoga praktiziert, so dass sie gut  einschätzen können, welcher Yoga-Stil zu ihnen passt. Die Ausbildung wird Dir  sicherlich einen guten Einblick in das Yoga geben und ggf. ein guter Start als  Yogalehrer sein. Sie ist weder endgültig, noch ist sie die letzte, die Entwicklung auf  dem Yogaweg setzt sich erfahrungsgemäß endlos fort.  

Die folgenden Fragen sollen Dich bei Deiner Entscheidung unterstützen: 

– Wer genau bietet die Ausbildung an? Ist es nur ein einzelner Lehrer oder ist ein  Ausbilder-Team aus Experten dahinter? Oft sind es Studioinhaber oder  Einzelpersonen, die glauben alle Themenschwerpunkte ganz allein vermitteln zu  können. Dies ist unmöglich, wenn eine fundierte Wissensvermittlung gewünscht ist. 

– Welche fachliche, persönliche Qualifikation bringt das Ausbilder-Team mit sich?  Über welchen Yoga-Abschluss verfügt das Team? Wieviel Praxis- und  Unterrichtserfahrung ist vorhanden? 

-Welchen sonstigen beruflichen Background und Know-how bringt das Ausbilder Team noch mit, die sie in die Ausbildung mit einfließen lassen? Kommen sie aus den  Wirtschaftswissenschaften, medizinischen Berufen oder eher kreativen Berufen?  Erfahrungsgemäß prägt der frühere Hintergrund den Schwerpunkt der jeweiligen  Ausbildung. 

– Entspricht der Schwerpunkt Deinen Erwartungen? Worauf liegt der Fokus?  Spiritualität, Persönlichkeitsentwicklung, Unterrichtsgestaltung oder mehr Marketing/  Business Fokus? 

– An welchen Standards orientiert sich die Ausbildung und werden neueste  wissenschaftliche Erkenntnisse, z.B. aus der Orthopädie oder der Psychologie  mitberücksichtigt? 

– Wie groß ist die Ausbildungs-Gruppe? Wird jedem Teilnehmer genug Raum und  Zeit eingeräumt? Etablierte Studios haben in der Regel viele Interessenten mit  Gruppengrößen bis über 40 Teilnehmern, da ist es schwierig jedem Einzelnen genug  Aufmerksamkeit zu schenken.  

– Wie wird die weitere Entwicklung nach dem Ende der Ausbildung unterstützt? Gibt  es Programme wie Supervision, Coaching, New Teacher Programme?  

– Wie hoch ist die Gebühr? Gibt es weitere Zahlungsmöglichkeiten, um die  Teilnahme möglichst allen Interessenten zugänglich zu machen? Bezahlt man für  die Reputation des Studios mit?  

– Gibt es eine kostenlose Infoveranstaltung und wurden Deine Fragen ausreichend  und kompetent beantwortet? 

Natürlich gibt es noch weitere Faktoren wie zum Beispiel Ort, Ausbildungszeiten etc.,  die Deine Entscheidung beeinflussen.

Nimm dir deshalb ganz bewusst die Zeit und vergleiche die vielen Angebote  untereinander. Versuche dir dabei dein eigenes Urteil zu bilden. Was für einen Ex Absolventen gut war, muss nicht zwingend auch passend für dich sein. Gebe bei deiner Recherche jungen Studios genauso eine Chance wie den  etablierten. 

Yoga kann dein Leben verändern, also wähle sorgfältig und vielleicht hörst du auch  auf deine innere Stimme, die dir den Weg jenseits aller rationalen Überlegungen  zeigen kann.  

In diesem Sinne, Namasté.  

Füsun Folger (Gründerin & Yogalehrerin enso yoga Berlin)

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